Donnerstag, 28. Februar 2013

"Ich wars nicht!", sagt sie, spricht nicht sondern schreit und die Tränen, die sie weint sind wütend und schwarz gefärbt von zuviel makeup.
Schmutzige Fingernägel und schwarze Tränen, schwarzer bröckelnder Lack und bröckelnde Eihaut, die an ihrem Körper klebt. Und darunter ist sie nackt, darunter frisst sich jede Made bis zum Kern.
Sie zieht nervös an ihrer Zigarette, pustet mir Staub ins Gesicht und Asche auf den Rock. Es ist mir egal, erscheint passend..Staub auf Staub auf zerissener Eihaut, zerfetzten Sehnen. In diesem Raum ist alles grau. Sogar das Fleisch, dass sich zwischen meinen Rissen zeigt, sogar das Blut, dass den Teppichboden tränkt und auf Laminat glänzt an Stühlen und Tellern und Scherben klebt. Großer Gott wo bin ich gewesen? Was hab ich getan?
Ich kann meine Beine nicht mehr spüren und deswegen bleibe ich sitzen, warte den Schmerz ab. Ich kann förmlich spüren, wie mein Gehirn nach und nach abschaltet, den Blutverlust einfach nicht mehr kontrollieren kann...es ist ein gnädiger Zustand, ich fühle mich wie in Watte getaucht, in weiche, brennende, graue Watte..
"Verdammt, verdammt, verdammt, ver..", sie wird panisch und hektisch und unproduktiv, denn sie läuft herum und rauft sich die Haare und starrt auf die glänzenden Organe in meinem freigelegtem Körper und tut nichts.
Sie kann mich nicht ansehen. Deswegen fängt sie an zu heulen und zu zittern und zu japsen und zu hyperventilieren und ich denke daran ihr eine plastiktüte zu reichen, aber in diesem haus gibt es keine Tüten aus Plastik und die medizinische Erstversorgung besteht aus Pillen und bunten Getränken und verdammt abgenutzen Messern.
Wir sterben beide.
Gleichzeitig.
Nebeneinander her und bemerken dabei nicht, wie die zeit vergeht und sich alles verändert. Hass schlägt in unseren Herzen und Sehnsucht und Scham und Verlangen.
"Mach es weg", sage ich"Mach das es weggeht!" und sie geht und schneidet mir ein Loch in den Bauch, weil sie dumm und blind vor Tränen ist und nichts von angewandter Chirurgie versteht.
Ich weiß das. Auch wenn sie gar nicht da ist, auch wenn das Blut nie da war und die Scherben und die Pillen und die schwarze, brennende Watte. Das Blut geht und das Loch bleibt. Das ist alles.